20ter Hochzeitstag, die sogenannte Porzellanhochzeit, ein würdiger Anlass, mal wieder einen kulinarischen Stern zu erkunden. Wir freuen uns auf grosses Kino, eher Kunstgenuss denn Schmaus. Damit man den bekommt, sollte man auf jeden Fall den Anfahrt-Hinweis auf der Webseite lesen, denn das Restaurant ist im Neubau des Landtags (zusammen mit dem „Schorse“) und nicht am Hannah-Arendt-Platz (der Postadresse).
Die Einrichtung ist „contemporary“ schick, die Tische mit grosszügigen Abständen aufgestellt, man kümmert sich umgehend um die Garderobe und wir nehmen am für uns reservierten Tisch Platz. Dort gibt es für jeden einen versiegelten Umschlag samt Bleistift für die „Wahl“. Wobei, eine wirkliche Wahl hat man nicht, es gibt exakt ein Menü und ein paar Optionen, was wir aber durchaus wussten und uns auch in keiner Weise stört. Schauen wir doch mal auf einen Ausschnitt des Stimmzettels:
Also ran an den Speck, wir bestellen das Menü inklusive Getränkebegleitung und Upgrade 1, Hummer mögen wir ja beide ziemlich gerne 😉
Als Aperitif trinken wir ein Gläschen Champagner, sehr erfrischend und schon geht er los, der üppige Reigen von Grüßen aus der Küche. Das ist verbal schwer zu beschreiben, merken kann ich mir die komplexen Kompositionen sowieso nicht, es bleibt nur festzuhalten, es schmeckt so gut, wie es aussieht:
Zwischenzeitlich kommt auch noch der Patissier und schneidet etwas frisch gebackenes Brot auf, begleitet von aufgeschlagener Lardo-Butter mit etwas Parmesan und einem „Himbeer-Traum“, herrlich:
Begleitet von den in der Mehrzahl sehr gut ausgesuchten Weinen des Sommeliers machen wir uns nun an das eigentliche Menü heran:
Aal | Shiso | Grüne Erdbeere
Hafermilch-Vinaigrette | Zitronenverbene
Label Rouge Lachs | Gebeizte San-Marzano | Eingelegte Gurke
Hummer mit Krustentier-Hollandaise | Estragon *****
Petersilie | Paprika | Lamm
Steinpilz | Fermentierte Blaubeere
Das eigentliche Dessert (Brombeere – Rote Beete | Blumenkohl | Valrhona Opalys 33%) wurde von einer Vielzahl weiterer Kreationen begleitet… es dürfte sich der Leserschaft erschliessen, dass man am Ende dieser Speisenfolge durchaus „pappsatt“ ist:
Es bleibt festzuhalten, dass das kulinarische Niveau wirklich echt hoch ist, zumindest in dem bescheidenen Rahmen, in dem wir Erfahrungen sammeln konnten und mit dem wir vergleichen können. Da wird es selbst für Restaurants mit mehr Sternen schon etwas enger. Nicht alle Gänge waren indes gleich stark, würde man bis zu 5 Gastroblog-Sterne vergeben, so liegen wir hier überwiegend bei einer klaren fünf sowie vereinzelt einer vier.
Die Weinauswahl war ebenfalls sehr spannend, ein Highlight war der von uns normalerweise verschmähte Riesling, ein ganz wunderbarer Tropfen. Die Roten passten sehr gut zu den jeweiligen Gängen, waren uns aber etwas zu „durchsichtig“, aber durchaus der Erfahrung wert.
Der Service ist sehr freundlich und aufmerksam, die Ansagen aber ein wenig hölzern, da fehlt dem recht jungen Personal vielleicht noch ein bisschen Übung. Insgesamt ein toller Hochzeitstag-Abend, von dem wir sicher noch lange zehren werden im wahrsten Sinne des Wortes.