Endlich mal wieder was Neues! Nach schier endlosen Monaten mit zugeklebten Scheiben sind die Reisprinzen endlich am Start und es sitzen sogar Leute drinnen…
Dieses Plätzchen in der Nähe des Lister Platzes hat eine lange und wechselvolle Geschichte, denn vor SEHR vielen Jahren war es die allererste „ROSSMANN“-Filiale überhaupt, eine kleine Gedenktafel zeugt auch heute noch davon. Als Rossmann den Standort aufgab, war es zunächst ein mittelmäßiger Grieche, um dann ein mittelmäßiger Inder und letztlich ein mittelmäßiger Burger-Laden zu werden, schwer zu sagen, warum der Laden so glücklos war, denn er liegt ja nun wirklich sehr gut erreichbar. Die Innenausstattung des „Haftis“ wurde weitgehend beibehalten, rätselhaft, warum die Umwandlung in eine Filiale des Reisprinzen Franchise so lange gedauert hat. Es hat jedenfalls nichts damit zu tun, dass das Lokal liebevoll gereinigt worden wäre, die tollen Glühfadenlampen jedenfalls sind pottdreckig und auch die Acrylblöcke in den Sichtbalken strotzen vor Fingerabdrücken, da wäre insbesondere angesichts des Preisrahmens eines Sushi-Lokals doch dringend „Äkschn“ angesagt!
Wir kommen gegen halb sieben und der Laden ist schon einigermassen gefüllt, doch ein gutes Zeichen und es kommen auch beständig weitere Gäste oder Leute, die etwas zum Mitnehmen vor Ort ordern wollen, die Lieferdienste werden aber glücklicherweise über einen Seiteneingang abgewickelt. Wir werden verhältnismäßig zügig bedient, aber es zeigt sich, dass es eigentlich nur eine Servicekraft gibt, die ALLES stemmen muss. Wie sich später herausstellt, ist die eigentliche Servicekraft erkrankt und der Disponent für das Liefergeschäft ist eingesprungen, das ist natürlich heftig, aber wiederum eines so hochpreisigen Ladens nicht angemessen.
Anyway, das wichtigste bei einem Restaurant ist am Ende die Essensqualität und so freuen wir uns zunächst auf vegetarische Gyoza mit Spicy Teryaki-Sosse und als Getränkebegleitung haben wir eine erfreulich preisgünstige Flasche Rose-Crémant gewählt, die aber mangels Flaschenkühler im Barkühlschrank zwischengelagert wird.

Die Gyozas schmecken sehr lecker, der Cremant ist überraschend süffig und passt hervorragend zum Essen. Dann kommt auch das Nigiri-Bento und das sieht durchaus spektakulär aus. Etwas untypisch für den Ansatz Nigiris in einem Stück zu verputzen, sind dies durchaus als „Monster“-Nigiris zu bezeichnende Kreationen, die man doch in zwei oder drei Bissen bewältigen muss. Gar nicht mal so einfach mit Stäbchen und auch eine hauchfeine Parfümierung mit Sojasauce ist eine Herausforderung.
Apropos Sojasauce… die bekommen wir auf Nachfrage in zwei Riesenschalen, dabei stellt sich heraus, dass die eigentlich separat berechnet wird. Wir bekommen sie auf’s Haus, aber da muss man doch mal anmerken, dass dies in einem Sushi-Lokal doch etwas befremdlich wirkt, auch Ingwer wird separat berechnet. Und die Riesenschalen sind natürlich auch unsinnige Verschwendung, ein kleines Schälchen und eine SB-Flasche hätten völlig gereicht.
Die Nigiris erweisen sich durch die Bank weg als hervorragend und geschmacklich vielfältig. Die Fischqualität erscheint uns sehr gut, beim Sushi-Reis wäre vielleicht noch ein wenig Luft nach oben, aber das liegt schon im Bereich der Geschmacksache.
hinten links: Shiso Gurke Nigiri
unten: Avocado Ceviche Nigiri
mittig: Tempura Spargel Nigiri
oben rechts: Grilled Paprika Nigiri

links unten: flamed Lachs Nigiri
links oben: Rindfleisch Nigiri
rechts von unten nach oben: Lachs Nigiri, Tuna Nigiri, Tuna Teriyaki Nigiri

rechts: Lachs Nigiri und Lachs Wakame Nigiri

Also abgesehen von den oben angemerkten Startproblemen und sonstigen kleineren Umgereimtheiten, bestehen hier durchaus gute Aussichten für ein erfolgreiches Lokal. Die Essensqualität jedenfalls macht Appetit auf mehr und das Preisgefüge liegt bei Sushi-Lokalen ja in den allermeisten Fällen im gehobenen Bereich. Knapp Hundert Euro inklusive einer Flasche brauchbaren Schaumweins ist zwar nicht wenig, aber angesichts der Qualität haben wir es nicht bereut. Schauen wir, wie es weitergeht.