Fileto (geschlossen)

Gruselig und bedrückend, welch drastische und Besorgnis erregende Vorgänge zwischen dem letzten und diesem Bericht liegen. Gerade habe ich einen Online Kommentar darüber gelesen, ob es (noch) schicklich sei, Urlaubsbilder im Pool auf Instagram zu posten… eine wirklich schwierige Frage, denn wo wäre die Grenze… ? Ist es in Ordnung, über einen schönen Abend zu berichten, bei dem ich gemeinsam mit einem guten Freund leckeres türkisches Essen geniessen durfte, während ein paar tausend Kilometer entfernt Bomben auf Zivilisten abgeworfen werden??? Nur, wem wäre geholfen, wenn wir es nicht täten? Ein gutes Essen und eine angeregte Diskussion helfen jedenfalls ein wenig bei der mentalen Bewältigung des gegenwärtigen Grauens.

Eine Anzeige in der Zeitung hatte das Interesse am Fileto geweckt, ein frisch renoviertes Lokal, einigermassen schick, aber auch etwas steril eingerichtet, mit sehr bequemen Gestühl, lockt neben traditionellen türkischen Speisen auch mit Steaks. Vor Jahren war hier ein spanisches Restaurant angesiedelt, da war das Ambiente doch eher eine Spelunke und die Essensqualität grösseren Schwankungen unterworfen. Jetzt macht das Lokal schon vom Stadtbahnsteig aus eine gute Figur, lassen wir uns überraschen.

Beim Eintreffen gegen 18:30 Uhr ist es noch nahezu leer, wir haben zwar reserviert, können nun aber frei wählen, einen schönen Tisch am Fenster. Nach dem Corona Prozedere geht es ans Studium der Karte, die ich mir allerdings vorher schon auf der Webseite angeschaut hatte, und somit hatte ich auch schon einen Plan… einen reichhaltigen Plan…

Die Weinauswahl ist übersichtlich, es gibt zwar auch einen türkischen Rotwein, der sich bei einer Probeverkostung als etwas sperrig erweist, ich nehme dann doch lieber einen Syrah, keinen wirklich typisch italienischen Tropfen, aber von einem mir bekannten Weingut und einfach vollmundig und lecker, passt sehr gut zu den würzigen Speisen.

Zunächst bekommen wir Brot und hausgemachte Kräuterbutter mit einer herrlich orientalischen Note, ein schöner Start, bei dem man es nicht übertreiben sollte, zumindest nicht, wenn man drei Gänge bestellt hat…

Es folgt ein kleiner Salat, ganz schlicht gemacht, mit einem wunderbar ausbalanciertem Dressing, die Alibi Vitamine 😉

Leider hat die freundliche Bedienung mich missverstanden, so dass ich meine Vorspeisen auf einmal bekomme, ist aber nicht schlimm, da alles schön heiss ist. Es gibt eine schlichte, aber sehr schmackhafte Linsensuppe, mit einem schönen Twist vom Saft des beigelegten Zitronenschnitzes…

… gefolgt von Manti, jener genialen sagen wir Maultaschen-Inkarnation, die von geduldigen Köchinnen in mühsamer Handarbeit gefertigt werden und dabei so klein sein sollen, dass etwa 30 davon auf einen Esslöffel passen. Sie werden hier „hausgemacht“, was bedeutet, dass sie von Hand gefertigt und eingefroren zugekauft werden, absolut legitim der Restaurant Logistik geschuldet, denn die Herstellung dauert Stunden und das bei unklarer Nachfrage-Lage.

Serviert werden sie, wie erhofft und erwartet, mit Knoblauchjoghurt und heisser Paprikabutter, viel mehr „Yammi-Faktor“ geht eigentlich kaum und dazu auch noch der vollmundige Rotwein 🙂

An dieser Stelle wäre aus Vernunftgründen eigentlich besser Schluss gewesen, aber ein schlichtes Adana Kebap hatte mein Interesse zum Grande Finale geweckt. Es war in der Karte als scharf ausgewiesen, mal sehen.

Ich weiss nicht, was ich genau erwartet hatte, aber dieser Gang fiel dann doch leider ein wenig ab. Das Hackfleisch war vergleichsweise fest, sehr zurückhaltend gewürzt und keinesfalls scharf. Aber auch die rote, pastige Sosse hatte dem nichts hinzuzufügen, so dass am Ende alles ganz schmackhaft war, wenn man es kombiniert hat, aber leider keinesfalls das Begehren aufkam, dies nochmals zu bestellen (ganz im Gegensatz zu den Manti).

Nach dieser Völlerei bleibt nun definitiv kein Platz für ein Dessert, das muss einem weiteren Besuch vorbehalten sein. Aber ein Raki geht noch, schön serviert mit Wasser und Eis „on the Side“, so dass man sich selber entscheiden kann, wie man ihn trinken will… für bescheidene 4,20€, ein im Vergleich zum Essen doch ambitionierter Preis.

Fazit: Sehr leckere und reichliche türkische Küche bei sehr freundlichem Service und moderaten Preisen für den unkomplizierten Restaurantbesuch „zwischendurch“.

https://fileto.de